Mali (Ségou)



25. September Bamako – Busch

Zum ersten Mal in einem Hotel schlafen auf unserer Reise… Eine Erfahrung für sich. Den Gestank habe ich ja schon erwähnt… Hingegen war es toll, sich an einen gedeckten Frühstückstisch zu setzen. Hat ja auch was Gutes! Die Kids kühlten sich nochmal im Pool ab und Erich und ich machten Pläne über die Weiterreise. Das wir hier nicht bleiben war klar. Hingegen wollten wir endlich ein paar Ruhetage einlegen um uns von den vielen Fahrtagen zu erholen.

Wir entschieden uns, in Bamako zu bleiben aber einfach das Hotel zu wechseln. Guter Plan. Aber ohne Navi leider nicht durchführbar. Unglaublich aber wahr: In der Millionenstadt gibt es nämlich absolut KEINEN Wegweiser!! Wir irrten also während 3 Stunden durch die Stadt – ohne je wirklich genau zu wissen, wo wir sind… Auch das Nachfragen bei Polizisten brachte nichts, die kennen wenn’s hoch kommt grad den Strassenzug den sie bewachen, aber über Hotels oder Herbergen haben sie keine Ahnung. Irgendwann hatten wir die Schnauze voll vom Herumirren ohne Plan und Lösung und suchten den Weg mit dem Mini-Stadtplan vom Lonely Planet raus aus der Stadt.

Der Gedanke dahinter: in einer kleineren Stadt sollte das Hotelfinden leichter sein.

Wir wurden dann mit einer recht guten Strasse Richtung Ségou belohnt. Einmal pro Tag gönnen wir uns den ultimativen Luxus: Eine kalte Cola! Am Strassenrand wird sehr viel feilgeboten, eben auch kalte Getränke. Als wir bei einem anhalten, frage ich ihn, wie kalt denn seine Getränke wirklich seien. Breites Grinsen und die Versicherung, er habe wirklich Kaltes anzubieten. Stimmte dann auch und es entwickelte sich ein herzliches und nettes Gespräch. Wie hat uns das gefehlt in Mauretanien! Der Händler war dann sogar so nett und hat uns mit Gratis-Eis ausgeholfen, damit wir unsere Kühlbox wieder mal in den dafür gedachten Zustand bringen konnten, nämlich irgendetwas kühlen! Da das Herumirren in Bamako viel Zeit gekostet hatte, war recht schnell klar, dass wir das Tagesziel nicht würden erreichen können. Also beschlossen wir, ein Buschcamp zu machen.

Erich fragte kurzerhand an einer Zahlstelle (Strassengebühren werden so alle 100km direkt eingezogen), ob wir hier übernachten könnten. Der Beamte war wirklich nett und freute sich, dass wir hier übernachten wollen. „Faites comme chez vous“. Das Angebot nahmen wir dankend an. Da es überall Holz rumliegen hatte, entschlossen wir ein Lagerfeuer zu machen. Leo und Lara suchten Holz mit Feuereifer – im Wahrsten Sinn des Wortes! Die Nacht brach schnell herein und schon bald loderte ein lustiges Feuerchen. Es ging nicht lange und wir erhielten Besuch. Einer der Beamten kam vorbei um zu Plaudern. Er hatte auch noch einen Kollegen dabei, der sprach aber leider kein Französisch. Er hatte wohl das Gefühl, dass unser Feuer nicht so der Hit sei und verschwand, um Holz zu suchen. Herrjeh! Die beiden haben tatsächlich geglaubt, dass wir Kalt hätten, da doch jetzt Regenzeit sei. Sie hätten nämlich kalt. Das mir der Schweiss nur so in Strömen runterfloss hat sie wohl nicht wirklich irritiert. Oder sich gedacht, dass die Europäer tatsächlich komische Menschen seien. Wie auch immer – der andere kam mit einem Riesigen Stapel Holz zurück und gab alles, um uns ein wirklich wärmendes Feuer zu machen… Die beiden waren so nett, dass ich ihnen kurzerhand eine von Irenes Kundengeschenk-Scheren schenkte. Die Freude daran war riesig! So macht Schenken wirklich Spass! Die beiden verabschiedeten sich irgendwann. Wir sassen dann gemütlich um unser Feuer herum und plauderten noch lange. Plötzlich steht Pierrot – derjenige der beiden der französisch sprach, wieder da. Er hatte eine Art Hemd dabei als Geschenk für Erich. Der freute sich wirklich sehr darüber. Pierrot entschuldigte sich dann auch noch, dass er nur ein Hemd habe. Das sei das einzige saubere das er noch habe. So lieb! Ein toller Tag ging damit zu Ende, vor allem auch, weil es mir endlich wieder ein wenig besser geht.


26. September Busch – Ségou

Als ich gegen 9 Uhr endlich erwachte, hörte ich es draussen schon wieder plaudern. Erich hatte grad eine Geographie-Stunde mit Pierrot. Der stand nämlich schon wieder auf der Matte. Wir haben da wirklich einen Freund fürs Leben gefunden… Für uns ist es manchmal ein wenig mühsam, dass wir immer die Sensation sind. Andererseits – die Einheimischen haben wohl nicht so oft die Möglichkeit, mit irgendwelchen Exoten wie uns zu plaudern und profitieren dann natürlich davon. Ich war einfach leicht genervt, da ich unbedingt aufs Buschklo wollte aber mein Geschäft nicht unbedingt in Gesellschaft eines unbekannten Mannes erledigen will. So lieb er auch war – es gibt Dinge die gehen einfach nicht. Für solche Fälle haben wir zum Glück unsere Chemietoilette im Schtudegumper ☺

Irgendwann hiess es dann wirklich, von den netten Menschen Abschied nehmen und unser Glück in Ségou zu probieren. Das gesuchte „Hotel Indépendance“ in Ségou war dann schnell gefunden und sofort war klar: Hier bleiben wir!!!

Ein bewachter Parkplatz auf dem wir Campen dürfen, ein ziemlich grosser Pool, eine grosse Terrasse im Schatten und gratis WiFi! Das alles für umgerechnet Fr. 12.00 pro Tag.

Schnell waren die Badkleider angezogen um einen Sprung in den Pool zu machen. Aber Oh Gott! Das Wasser war WARM. Also wirklich warm! Keine Spur von Erfrischung. Es ist in etwa so, wie wenn man in eine warme Badewanne springt. Bei Minustemperaturen mag das ja angenehm sein. Bei 38 Grad im Schatten ist es aber eher grauslig. Egal. Den Kids hats gefallen und Erich und ich lümmelten den ganzen Tag im Schatten unter den eingebauten Ventilatoren herum. Wir profitierten von der guten Internetverbindung und riefen zu Hause an um zu vernehmen, dass es kalt, regnerisch und grausig sei…

Vor lauter Nichtstun waren wir dann auch noch zu faul um Nachtessen zu kochen. Also gönnten wir uns ein feines Nachtessen im Restaurant.

Die Nacht war dann leider wieder mal sehr heiss. So heiss, dass Yelena und ich gegen 23 Uhr wieder zum Pool rübergingen um dort ein wenig zu lesen, bis wir wirklich müde genug waren um zu schlafen.


27. September – Ségou

Eigentlich hatten wir uns fest vorgenommen, an den Wöchentlichen Markt in die Stadt zu gehen. Wir waren aber zu faul und hängten den ganzen Tag im Pool herum. Erneut reichte die Energie nicht dazu, Nachtessen zu kochen und wieder gönnten wir uns ein feines Nachtessen im Restaurant. Da es gegen 21 Uhr immer noch 34 Grad hatte, entschieden wir uns, die neu gekauften Moskitozelte zu testen und draussen zu übernachten. Es war zwar immer noch heiss und gewöhnungsbedürftig, so ohne „Dach“ zu schlafen. Wir wurden dafür am frühen Morgen mit einem  leichten Frösteln belohnt!


28. September – Ségou

Heute wollten wir wirklich endlich mal etwas erledigen! Also machten wir uns nach dem Frühstück in die Stadt auf, um Bargeld zu suchen. Nein, das liegt auch in Mali nicht auf der Strasse rum. Aber mit einer Visakarte und einem Bankomat klappt es meistens. Bei uns in der dritten Bank! In die Stadt wollten wir übrigens ein Taxi nehmen, da unser Vehikel für den Stadtverkehr einfach nicht das optimale Fortbewegungsmittel ist! Taxi fuhr grad keins vorbei, dafür so lustige Moped-Rischkas. In eines davon stiegen wir dann. Es hatte zwar schon ein paar Leute drin, die machten uns dann aber gerne Platz.

In der Stadt besorgten wir uns Ansichtskarten und eben Bargeld. Es war so brütend heiss! Wir schwitzten vom schlichten Nichtstun. Wir nahmen dann wieder ein Taxi – diesmal eines mit 4 Rädern – und baten den Chauffeur, uns zum Fluss in eine Beiz zu fahren. Am Niger genossen wir dann unsere Cola. Die erhoffte kühlende Brise blieb jedoch aus.

Ein kleiner Junge wollte uns Postkarten verkaufen. Da ich gerade welche gekauft hatte, bat ich ihn, uns doch Briefmarken besorgen zu gehen. Ich gab ihm umgerechnet 10 Franken. Er gab mir dann als Kaution seine Karten. So herzig – mir wäre das jetzt nicht in den Sinn gekommen, dass er das Geld nehmen würde und nie wieder auftaucht. So schnell habe ich die Malier ins Herz geschlossen!

Irgendwann kam der Junge dann wieder zurück und brachte mir sogar das Wechselgeld! Ich gab ihm dann ein grosszügiges Trinkgeld. Schliesslich soll gute Arbeit auch belohnt werden. Bettler bekommen von uns in der Regel nämlich nichts!

Am Niger wurden wir dann von einem Führer angesprochen. Ein glaub ich wirklich offizieller diesmal. Werden wir dann morgen sehen. Item. Ich fragte, ob er auch Flussfahrten auf dem Niger anbiete und logisch tut er das. Also gehen wir jetzt das Risiko nochmals ein mit dieser Berufsbranche und machen morgen auf Touristen, sprich, wir werden eine Bootstour machen.

Nach diesem unglaublich intensiven Programm das wir bereits absolvierten (…) gingen wir dann noch mit dem Taxichauffeur unseres Vertrauens einkaufen. Wir baten ihn, uns zu einem Supermarkt zu führen. Das tat er dann auch prompt. Touristen wie wir sind, haben wir natürlich keine Ahnung, was ein Supermarkt in Mali haben könnte. Um es zusammen zu fassen: Nicht viel. Hätten gescheiter auf dem Markt eingekauft. Naja. Eine Büchse Thonsalat, Nutella und ein paar Biscuits haben wir dennoch ergattert und kamen total geschafft im Hotel wieder an.

Trotz der guten Vorsätze haben wir auch heute keine Schule gemacht sondern verzogen uns sofort wieder in den Pool. Gegen Abend gewitterte es dann endlich. Der Regen beendete das schwüle Wetter und reinigte die Luft. Mann, hat das gut getan!

Da wir heute viel Geld ausgegeben haben, entschlossen wir uns, selber zu kochen. Zum Glück übernahm Erich diese Herkulesaufgabe! Ich beschäftigte mich derweil mit Yelena über die weitere Routenplanung. Mir graut schon vor Zentralafrika. Da kommen ein paar schwierige Länder auf uns zu…


29. September – Ségou

Heute Morgen gabs endlich wieder mal Schule. Hei war das mühsam! Die Kinder haben sich schon an das Zigeunerleben gewöhnt! Als dann das Material bereit war, gings dann zum Glück einigermassen.

Wir müssen dringend über die Bücher was unseren Tagesablauf angeht. Irgendwie schafften wir es noch nicht, einen geregelten Schulalltag einzuführen. Was mich hingegen wirklich freut, ist das Lesen. Alle drei lesen mittlerweile freiwillig und gerne. Das ist ja auch irgendwie ein bisschen Schule, oder?

Gegen Mittag gingen Yelena und ich zu unserem Lieblingsbäcker neben dem Hotel. Der hat so leckere Schoggibrötli. Nur leider heute nicht, dafür gabs halt süsse Gipfeli und ein kaltes Cola zum Z’Mittag. So richtig ungesund!

Um halb drei kam uns dann unser Taxichauffeur abholen um uns zum Hafen zu fahren. Das Boot mit den Führern stand bereits in den Startlöchern. Zuerst fuhren wir eine gute Stunde Flussaufwärts. Das Ziel war die erste Stadt Ségou. Die Fahrt führte uns aus der Stadt hinaus. Wir sahen viele Fischer, Frauen, die am Ufer Wäsche waschen, unendlich viele Kinder die uns freundlich zulachten und winkten, es war wirklich sehr, sehr schön! Unterwegs lernten wir viel Interessantes: Der Niger entspringt in Guinea Bassau, ist 4‘200 km lang, Durchschnittlich 1,2 Km breit (!) und an seinen tiefsten Stellen 7 m tief. In der Regenzeit kann er dann noch einmal bis zu 2 Metern steigen. Ihr seht, der Führer diesmal war nicht so eine Null wie der aus Mauretanien!

Am Ziel angekommen wurden wir von vielen meist kleinen Kindern empfangen. Aber nicht etwa, um uns um Geschenke anzubetteln oder zu nerven. Die waren so süss! Sofort wurden wir in Beschlag genommen und wir hatten immer mindestens zwei, die uns an den Händen nehmen wollten. Einzig Leo hatte ein wenig damit zu kämpfen. Die kleinen Mädels stritten sich um ihn und da er doch schon so ein Grosser sein will, hatte er null Bock mit Weibern Hand in Hand zu laufen. Denen war das aber völlig egal, sie schnappten ihn sich immer wieder. Ein Bild für die Götter!

Viel zu schnell ging der Besuch in diesem Ort vorbei und schon hiess es wieder, den Rückweg anzutreten. Respektive zu fahren. Ein bombastischer Sonnenuntergang auf dem Fluss war dann noch das Sahnehäubchen von diesem schönen Tag.

Da wir morgen weiterfahren, gönnten wir uns nochmal ein feines Nachtessen im Hotel. Die Kinder durften dann zur Feier des Tages ein Dessert: Es gab einen Coupe mit Schoggiglace, Banane und Schoggisauce. Wir sind alle Pappsatt und wollen jetzt müde und glücklich in die Heia!