Angola - Namibia

14. Dezember: Songololo – N’Zeto

Um fünf Uhr ist Tagwacht und um halb acht stehen wir an der DRC Grenze. Dort hiess es erst einmal warten, die Fahne der Republik muss gehisst werden und da dürfen keine Aktivitäten sein. Alles steht stramm und wartet. Um acht geht die Grenze endlich auf. Der Chefzollbeamte lässt dann aber auf sich warten und wir können die Formalitäten erst um 10 Uhr abschliessen! Und wir sind noch nicht mal in Angola drin, das kann ja heiter werden! Voll böser Vorahnungen geht’s dann über den Grenzfluss (diesmal eine Brücke…) und dann stehen wir tatsächlich in Angola! Als wir in Französisch grüssen, werden wir sofort belehrt, dass hier jetzt Portugiesisch gesprochen werde, Französisch verstehe kein Mensch. Spanisch zum Glück schon ein bisschen. Es passt also und mit Händen und Füssen kann man sich auch noch verständigen. Der erste Posten ist geschafft, jetzt geht es zur Immigration. Für sehr lange Zeit! Schlussendlich ist es schon halb ein Uhr als wir die ersten etwa 80 km schlechter Piste in Angriff nehmen können! Keine Ahnung, wie wir das in fünf Tagen durch dieses enorm grosse Land schaffen sollen, wenn uns alle Polizisten dermassen lang aufhalten!

Die Strecke bis nach Mbanza Congo ist zum Glück nicht ganz so schlecht wie befürchtet. Didi hat sein Mofa zwar 3 mal in den Sand gelegt und beim letzten Sturz auch das Handgelenk verletzt, aber er jammert nicht zu laut, also wird es wohl gehen.

Dann kommen 250km gute Teerstrassen um das anvisierte Tagesziel zu erreichen. Obschon es schon 15h ist, machen wir uns auf den Weg. Das Ziel erreichen wir dann auch, aber es ist schon tiefe Nacht als wir endlich in N’Zeto eintrudeln. Ruth, Ian und Didi sind vorgefahren und sind schon da. Auf die ganze Strecke haben sie uns aber nur eine halbe Stunde abgenommen. Es ist also nicht so tragisch mit unserer Geschwindigkeit.

Leider hat Ian ein Problem mit seinem Toyota, irgendwas mit der Gangschaltung funktioniert nicht mehr. Didis Mofa hat bei den Stürzen auch wüste Dellen bekommen und er kann nicht mehr vernünftig bremsen. Es wird also nichts mit dem Plan, am frühen Morgen zu starten!!

Die Kinder sind trotz des langen Tags recht gut drauf und wollen noch „Wilde Kerle“ schauen. Selbstredend dürfen sie das! Wir haben entschieden, dass wir die sonst strenge Regel momentan aufheben, es ist so schon schwer genug für sie!


15. Dezember: N’Zeto – etwa 100km nach N’Zeto

Wie befürchtet kommen wir erst gegen Mittag los. Die Reparaturen dauern seine Zeit und auch wenn wir früh hätten losfahren können, fühlen wir uns „verpflichtet“ auf die anderen zu warten. Das ist halt so, wenn man miteinander reist. Man muss aufeinander Rücksicht nehmen und wir wissen ja nicht, ob und wann wir vielleicht Hilfe brauchen. Ausgangs Dorf finden wir eine Tankstelle und können für 40 Rappen pro Liter Diesel tanken. So macht Tanken natürlich Freude! 160km üble Holperpiste warten nun auf uns. Da wir erst so spät losfuhren, wissen wir, dass wir es nicht in einem Tag schaffen können. Plötzlich haben wir ungebetenen Besuch im Schtudegumper! Hunderte aggressiver Fliegen stechen uns die ganze Zeit! Ruth klärt uns dann auf: Es sind Tse-Tse Fliegen! Die Biester übertragen die gefürchtete Schlafkrankheit und wir haben natürlich gehörigen Respekt davor. Also schlagen wir die Viecher Tod die bereits im Wagen sind und schliessen wohl oder übel alle Fenster. Selbstredend ist es dadurch brütend heiss und alles andere als angenehm zu fahren. Aber lieber das als gestochen werden… Gegen 17h suchen wir ein Buschcamp und machen uns wieder mal ans Kochen. Es war ein anstrengender Tag und der Zeitdruck macht uns sehr zu schaffen.


16. Dezember: Busch – Porto Amboim

Wieder geht es sehr früh los. Letzte Nacht hatte ich fürchterliche Kopfschmerzen und musste auch erbrechen. Wenn das nur nicht anhält, es ist mir im Moment schlicht nicht erlaubt, auszufallen! Es geht weiter mit übler Rüttelpiste und nach etwa 60km ist es Gott sei Dank geschafft und wir erreichen wieder eine Teerstrasse. Wir sind jetzt ganz nah am Meer und beschliessen, eine kleine Ruhepause am Strand einzulegen. Die Kinder haben ihre Badkleider in Rekordzeit angezogen und geniessen den Sprung ins kühle Wasser! Die frische Luft tut auch mir gut und es geht langsam aber sicher wieder. Es sind wohl die Nerven und die Anstrengungen die mich kurz ausser Gefecht gesetzt haben.

Weiter geht’s auf guter Strasse etwa 350km südwärts. Gegen 18h erreichen wir das Tagesziel und sind unheimlich stolz! Wir haben die verlorene Zeit wieder aufgeholt und sind jetzt wieder überzeugt, es bis am Samstag an die Grenze nach Namibia zu schaffen! Luanda haben wir gegen Mittag grossräumig umfahren, die Umfahrungsstrasse ist jetzt fertig und es war wirklich super, dass wir durch diese Hauptstadt nicht hindurchfahren mussten.

Der Platz ist sehr schön und liegt direkt am Meer. Hier hat es zwar auch Chinesen, die sagen aber nur schnell Hallo und lassen uns ansonsten in Ruhe. Am Strand hat es unendlich viele Krebse und vor allem Leo hat den ganzen Abend eine Heidenarbeit, die Tierchen zu fangen. Er hat natürlich keinen einzigen erwischt aber es tut ihm gut, sich da auszutoben! Dann spielen wir noch ein wenig Fussball und fallen danach todmüde ins Bett.


17. Dezember: Porto Amboim - Chongoroi

Bevor wir losfahren können muss Erich erst mal Luft aus den Reifen lassen. Der schöne Sand ist für unseren Studi dann halt doch ein wenig zu weich und wir kommen nicht mehr raus. Das geht aber ruckzuck und schon wieder wartet eine Monsteretappe auf uns.

Am Mittag kommen wir in Benguela an. Wir sind mitten in der Stadt vor einem Kreisverkehr und vor uns fährt Ian. Irgendwas scheint nicht in Ordnung zu sein! Er könnte fahren und wir sehen, dass sein Toyota nur ruckelt. Die anderen Hupen alle wie verrückt und ein hilfsbereiter Polizist hält den Kreisverkehr auf. Er denkt wohl, dass wir Touris uns nicht getrauen, einfach reinzudrücken. Nach ein paar Minuten startet Ian dann durch und hält ein wenig ausserhalb des Stadtzentrums an. Tatsächlich haben wir wieder ein grösseres Problem. Wieder ist die Kupplung hin! Erich und Ian schrauben ewig herum und probieren, den Toyota wieder in Gang zu bringen. Geht leider nicht und sie machen sich auf den Weg zurück in die Stadt, um ein Ersatzteil zu besorgen. Derweil warten Ruth, die Kinder und ich beim Friedhof unter einem Baum. Die Kiddys nehmen das Stundenlange Warten nicht so tragisch, dürfen sie doch Fernsehen…

Gegen 15 Uhr sind die Jungs zurück und zum Glück mit guten Neuigkeiten! Der Toyota läuft wieder! Jetzt aber schnell weiter! Uns ist zwar jetzt schon klar, dass wir Angola nicht in fünf Tagen schaffen werden. Vielleicht ist auch das der Grund, dass Didi Scheisslaune hat. Er entwickelt sich leider langsam aber sicher zum Stimmungskiller. Klar, es ist sicher anstrengend, Stundenlang mit dem Töff hinter uns her zu fahren. Andererseits könnte er ja vorfahren und irgendwo in Ruhe auf uns warten. Das will er aber dann auch wieder nicht. Schwierig!

Am Abend machen wir wieder mal ein Buschcamp. Den schönen Platz haben wir Jonas zu verdanken, er hatte mir seine GPS-Daten gemailt und das erspart uns die manchmal mühsame Suche nach sicheren Plätzen.

Ein Gewitter zieht auf, genau in dem Moment als das Nachtessen bereit ist. Kurzerhand räumen wir das ganze Gerümpel auf und hinter dem Tisch in eine andere Ecke des Studis und essen zu acht an unserem Tisch! Es ist halt schon praktisch, wenn man sein Haus immer dabei hat ;-)


18. Dezember: Chongoroi – Chibemba

Der letzte erlaubte Tag in Angola und immer noch soo weit zur Grenze! Wieder stehen wir um 5 Uhr auf und fahren gegen 6 Uhr los. Auch wenn wir es nicht schaffen, wollen wir so nah wie nur irgend möglich an die Grenze kommen.

Der Tag läuft eigentlich recht gut. Am Mittag machen wir in Lubango eine Pause um Mittag zu essen. Wir fühlen uns schon fast wieder wie in der Zivilisation – es hat nämlich eine grosse Tankstelle und daneben ein RESTAURANT! Und daneben sogar einen Kinderspielplatz! Und eine Station wo man sein Auto mit einem Hochdruckreiniger waschen kann! Ian findet sogar seine heissgeliebten Biltongs und teilt dann ganz grosszügig auch mit uns! Das Restaurant sieht gut aus und ganz optimistisch bestellen wir Mittagessen, notabene ohne erst zu fragen, was denn ein Menü kostet. Blöder Fehler! Das Essen war unterer Durchschnitt und extrem teuer: 15 Dollar müssen wir pro Person hinblättern, das ist ja teurer als in der Schweiz. Naja, was solls. Zivilisation hat halt seinen Preis und wir wussten, dass Angola überdurchschnittlich teuer ist. Zum Glück ist es der Diesel nicht und Erich tankt, was die Tanks schlucken mögen. So billig kommen wir wohl nie mehr an Diesel!

Am Nachmittag wartet dann in Cahama wieder mal eine Polizeikontrolle auf uns. Die Grenzbeamten in Luvo (Angola) haben dummerweise Didis Pass falsch gestempelt und wollen uns nicht weiterfahren lassen. Aber anstatt nur den Deutschen festzuhalten, packen sie auch einen unserer Pässe (ich weiss immer noch nicht, welcher von uns 5 es war). Wir streiten etwa 2 Stunden mit ihnen und es kommt wieder mal zu wüsten Szenen. Einer der Beamten hatte wohl die Schnauze voll davon, sich von mir anbrüllen zu lassen und drohte mir, dass er mich verhafte. „Na und? Mach doch, mir doch egal! Du wirst Deinen Job durch Deine grenzenlose Blödheit verlieren, ich ganz sicher nicht!“ Wenn ich mal so richtig in Fahrt bin, gibt es kein Halten mehr… Ich zicke da also herum und was macht der Idiot? Geht in sein Auto und holt seine Knarre heraus! Hups. Auch Sandra kann zwischendurch mal schweigen und ich hab mir dann überlegt, dass jetzt ein grandios richtiger Moment ist, einfach mal nichts mehr zu sagen. Ich werfe zwar noch bitterböse Blicke in seine Richtung, verziehe mich dann aber doch ziemlich kleinlaut in den Schtudegumper zurück…

Irgendwann lassen sie uns dann in Ruhe und lassen uns weiterfahren. Selbstverständlich, ohne irgend etwas zu unternehmen, wie etwa den Chef zu kontaktieren oder die Botschaft oder was auch immer. Die haben sicher gedacht, dass wir dann bei der Ausreise Probleme haben würden, dass dies aber nun wirklich nicht ihr Problem sei.

Am Abend wieder mal ein Buschcamp – diesmal mit einem absoluten Mini-Menü. Wir sind einfach zu müde, um noch etwas vernünftiges zu kochen. Didi schnappt sich einen unserer Stühle und verzieht sich schmollend hinter sein Zelt. Wenn ich anfangs unserer „Zusammenkunft“ auch dachte, dass er eine Bereicherung ist, mittlerweile bin ich froh, dass er alleine weiterziehen wird. Es ist mühsam und wir kommen uns ziemlich ausgenützt vor. Schade, aber Sandras Menschenkenntnisse waren ja noch nie hervorragend!

Was solls – MORGEN SIND WIR IN NAMIBIA!!!


19. Dezember: Chibemba – Ondangwa

Wir müssen uns Namibia schon schwer verdienen: Die restlichen 60km haben wir erst gegen Mittag geschafft, obschon wir bereits um halb sieben losfuhren. Wieder müssen wir uns durch üble Sandpiste durchkämpfen und werden zum Abschied von Zentralafrika nochmal tüchtig durchgeschüttelt!

Die Grenze geht dann aber erstaunlicherweise recht gut! Wir 5 hatten ja eh ein 7 Tage-Transitvisum erhalten, Ruth, Ian und Didi aber nur 5. Bei der Ausreise wurde nicht mal nachgefragt und die Stempel kommentarlos in die Pässe geknallt. Zu früh gefreut: Fürs Carnet de passage wurde wieder mal Geld verlangt und ich hatte einen kleineren Nervenzusammenbruch: Da stehen wir nur etwa 200 Meter von Namibia entfernt. Haben all diese Schwierigkeiten hinter uns gebracht und wären so nah vom Ziel! Ruth die gute Seele hat mich dann getröstet und Erich und Ian nahmen die Geschichte in die Hand. Sie schaffen es dann auch, den benötigten Stempel ohne zu bezahlen zu kriegen und wir können endlich raus.

Tataaa – wir sind in Namibia! Meine Tränen trocknen schnell, jetzt geht’s an die Einreiseformalitäten! Ich habe den Zollbeamten zuerst nicht richtig verstanden, ich meinte, ich müsse für die Kinder keine Anmeldezettel ausfüllen. Als ich dann wieder an den Schalter kam und den Irrtum bemerkte, sagte er mir, ich solle mal einen Kinderpass rüberreichen, er helfe mir! Ich bin ganz entgeistert (Alle Zölle von West und Zentralafrika sind tief in meinem Gedächtnis eingebrannt) und versichere ihm, dass das schon gehe! Er: „Nein, kommt überhaupt nicht infrage, dass ist schliesslich mein Job, rück mal rüber das Ding!“ Sandra sprachlos (…) und hilflos (…) und stotternd (…) und zum Abschluss stammelnd danke viel tausend mal für ihre Hilfe und wir sind drin!

Immer noch baff fahren wir vom Zollgelände hinaus und steuern das erste Fastfoodlokal an, das wir finden. Selten haben uns Burger und Cola besser geschmeckt. Erich war von Didi auch mächtig genervt und sofort nach dem Essen sein ganzes Gerümpel das wir jetzt 14 Tage lang für ihn herumgekarrt haben zum Laster hinausgeworfen. Didi dankt es uns, indem er sich sehr knapp verabschiedet und davonbraust, ohne sich etwa um Kleinigkeiten wie Kostenbeteiligung oder ähnliches zu kümmern. Wieder eine Erfahrung mehr!

Dafür freuen wir uns mit Ian und Ruth umso mehr, endlich hier zu sein. Wir machen uns auf die Suche nach einem Campingplatz und werden in Ondangwa auch schnell fündig. Es hat hier einen Teich, von dem man an einem Seil direkt ins kühle Nass à la Tarzan springen kann!! Das war absolut herrlich! Ian hat im ersten „Spar“ Boerworst – ganz ähnlich wie unsere Bratwürste – gekauft und wir genossen ein herrliches Nachtessen!


20. Dezember: Ondangwa – Tsumeb

Ruth’s Eltern sind in Namibia angekommen. Sie werden alle zusammen in der Nähe von Windhoek Weihnacht feiern und Ruth will unbedingt noch heute nach Windhoek fahren. Wir sind aber ziemlich geschafft und haben kaum mehr die Kraft, nochmal einen Monsterfahrtag zu machen. Die beiden fahren schon früh weg, aber wir wissen, dass wir sie in Windhoek wiedersehen werden.

Wir fünf sind seit langer Zeit wieder einmal alleine und beginnen den Tag mit einem Sprung in den Teich, gemütlich frühstücken und im Schtudegumper aufzuräumen und zu putzen. Wir haben nämlich einen Wasseranschluss an unserem Platz! Es ist herrlich!

Gegen Mittag stürmen wir ein Einkaufszentrum und decken uns mit Lebensmitteln ein. Vieles kennen wir noch von unserem ersten Aufenthalt in Namibia vor zwei Jahren. Anderes wurde uns von Ruth und Ian in langen Abenden erklärt und schmackhaft gemacht! Es ist so herrlich, einfach einkaufen zu können!

Am frühen Nachmittag sind wir dann endlich soweit und fahren bis nach Tsumeb. Dort übernachten wir beim Camping „Kupferquelle“ und mir kommen fast die Tränen: Die haben hier WASCHMASCHINEN UND TUMBLER! Wer jetzt denkt, die spinnt ja im höchsten Grad – tja, der soll mal fünf Monate von Hand waschen und oder verzweifelt nach Wasser suchen, zig mal halbtrockene Wäsche wieder von der Leine nehmen um sie am gleichen Abend wieder aufzuhängen. Das ist nicht so lustig! Sandra verbringt also die halbe Nacht staunend in eine Waschmaschine glotzend ☺

Derweil lassen es sich die Kinder im Olympiagrossen Pool gut gehen. Erich strahlt schon den ganzen Tag wie ein Marienkäfer – Raubers sind happy!


21. Dezember: Tsumeb – Farm Dustenbrook

Leider geht es Fabienne im Moment nicht so gut und sie braucht Ruhe. Deshalb entscheiden wir, Weihnacht in Swakopmund auf Weizenberg bei Winni und Moritz zu verbringen. Wir fahren also gemütlich los Richtung Otjiwarongo. Dort wollen wir in einem Outdoorgeschäft eigentlich einen Klappstuhl für Beno kaufen. Einer der unsrigen hat schlapp gemacht. Der Stuhl war schnell gefunden, aaaber – da steht ein Engel-Kühlschrank im Sonderangebot herum. Erich sabbert und kriegt feuchte Augen! Auch der Preis von umgerechnet 800 Franken schockiert ihn nicht wirklich. Mich umso mehr! Yelena hat mir später gesagt, dass ich im Minutentakt die Farbe gewechselt hätte: Von Kreidebleich zu Zündrot… Lange Rede, kurzer Sinn: Wir haben jetzt einen funktionierenden Kühlschrank. Der kühlt! Und wie! Wir haben jetzt andauernd kühle Getränke! (habe ich schon mal erwähnt, dass wir uns alle so langsam aber sicher zu komischen Menschen mit ganz anderen Bedürfnissen auf dieser Reise entwickeln??? Drum die vielen Ausrufezeichen…)

Frisch gekühlt und guter Laune nehmen wir die letzten Kilometer des Tages unter die Räder. Am frühen Abend treffen wir auf der Farm Dustenbrook ein und werden schon von Ruth, Ian und Ruths Eltern erwartet.

Am Nachmittag erhielt ich eine sms von Kerstin und Marc. Sie seien auf dem Windhoek, wo wir den mittlerweile seien? Ich schrieb zurück mit der Adresse und tatsächlich: Es ist schon am einnachten, als die beiden auch noch eintreffen! Hei, war das schön! Aus dem Plan, ganz früh schlafen zu gehen um morgen früh Beno abzuholen wurde natürlich nichts! Wir plauderten die halbe Nacht durch. Es gab so viel zu erzählen und Erfahrungen auszutauschen! Es ist so schade, wir werden die beiden hier in Afrika nicht mehr sehen. Sie fahren jetzt runter nach Südafrika und Kerstin muss am 10. Januar in Deutschland Prüfungen ablegen. Wir hoffen wirklich sehr, dass sie uns dann mal zu Hause besuchen kommen.

Aber es steht auch noch ein anderer schwieriger Abschied auf dem Programm! Ruth und Ian verbringen Weihnacht hier und fahren dann nächste Woche zu den Victoria-Falls. Es ist viel schwieriger als gedacht, sie zu verlassen. Wir haben so viel zusammen erlebt und es war wirklich schön miteinander zu reisen. Wir haben aber den Trost, dass wir sie irgendwann im Verlauf unserer Reise wieder sehen werden!


22. Dezember: Farm Dustenbrook – Goanikontes

Bereits um 6 Uhr fahren wir los. Ruth und Ian stehen noch schnell auf, um uns zu drücken, dann sind wir weg. Lieber kurz und schmerzlos heisst es auf beiden Seiten!

Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt: Wir sehen auf der Farm ein paar Springböcke, Wildschweine und Kudus und die Kinder sind ganz happy. Sie sind überhaupt aufgeregt! Endlich kommt Götti Beno!

Beim Flughafen angekommen heisst es erst mal warten. Durch das Schneechaos in Europa haben die Flüge ziemlich Verspätung. Um halb neun ist es dann aber soweit und Beno ist gelandet. Bis er dann allerdings sein Gepäck hat und durch den Zoll durch ist, dauert es nochmal anderthalb Stunden…

Freudig begrüssen wir ihn endlich und es ist, als hätte er letzten Samstag bei uns gearbeitet. Es kommt uns überhaupt nicht so vor, als hätten wir ihn fast 5 Monate nicht mehr gesehen.

Nachdem Beno erst mal seine warmen Winterkleider umtauschte in kurze Hosen und T-Shirt fahren wir los Richtung Swakopmund.

Es ist heute richtig heiss und wir haben ziemlich Mitleid mit unserem Gast. Zu Hause schneit es schliesslich und ist bitterkalt. Beno muss sicher mit 50 Grad Temperaturunterschied zurechtkommen. Vielleicht sogar noch mehr! Der lächelt nur wie immer und meint „Kes Problem“!

In Goanikontes angekommen werden wir dann von Winni und Moritz begrüsst und bekommen einen ganzen Campingplatz für uns ganz allein!

Metzgers haben das Nachbargrundstück von Weitzenberg dazugekauft und planen da, einen Campingplatz mit Restaurant und Bungalows zu eröffnen. Wir sind also zu einer Art Testkunden hier ;-)

Es folgt ein gemütlicher Abend mit viel Geplauder.


23. Dezember: Goanikontes

Winni und Moritz haben entschieden, dass sie Weihnacht auch hier verbringen werden und nicht zu Winnis Bruder nach Lüderitz zu fahren. Also gehen Erich, Yelena und Beno am Nachmittag nach Swakopmund zum Einkaufen. Schliesslich ist morgen Weihnacht!

Lara und Leo basteln den ganzen Nachmittag an Weihnachtsschmuck. Dazu nehmen sie Alupapier und machen daraus schöne Scherenschnitte. Sie sind unglaublich intensiv damit beschäftigt. Für sie ist es sicher extrem komisch! Es kommt irgendwie keine richtige Weihnachtsstimmung auf. Zum einen ist die Temperatur einfach zu hoch. Dann haben wir die ganze Adventszeit nur mit Fahren verbracht. Auch gibt es keine Einkaufszentren, die uns seit Oktober mit Weihnachtsmusik berieseln. Leo hatte schon fürchterliche Sorgen, dass das Christkind ihn hier NIE findet.

In Fabiennes Büro habe ich dann endlich wieder einmal Internetempfang, um den Blog zu aktualisieren. Die Fotos gehen nicht, dazu ist die Verbindung viel zu langsam. Trotzdem schaffen wir es, endlich wieder einmal Emails abzurufen étc. Alle zu beantworten ist aber leider nicht möglich. Wir bekommen viele, viele guten Wünsche von zu Hause. Ein bisschen wehmütig sind wir schon! Klar ist es hier schön und wir sind froh, ein wichtiges und grosses Etappenziel erreicht zu haben. Trotzdem… Ein kleines bisschen Heimweh haben wir schon!


24. Dezember: Goaniskontes

Weihnacht! Und das bei 40 Grad tagsüber! Nur zu gerne verbringen wir den Nachmittag im grossen, natürlich angelegten Pool vom Campingplatz. Das Wasser ist herrlich frisch, Winni pumpt es aus vielen Metern hoch. Wenn es zuviel Wasser hat, wird der Überfluss dazu genützt all die Palmen ringsherum zu bewässern. Er hat es geschafft, hier mitten in der Wüste eine kleine Oase zu bauen. Der Platz wird einmal sehr schön werden!

Am späten Nachmittag gelingt es uns endlich, Erich und die Kinder loszuschicken, damit sie Holz suchen gehen, um am Abend zu grillen. Schliesslich kommt das Christkind nie, wenn noch Kinder herumschwirren. Die Mädels sind zwar aufgeklärt, aber Leo glaubt noch fest daran. Und tatsächlich: kaum sind sie weg, kommt das Christkind auch schon und bringt die Pakete vorbei! Hui, war Leo aufgeregt, als er die schön verpackten Geschenke sieht! Es brauchte recht lange, um ihm zu erklären, dass man auch in Namibia bis nach dem Nachtessen warten muss, um sie auszupacken!

Anstatt des traditionellen Truthahns gabs dann ein Vorspeiseteller mit Rüebli- und Gurkensalat, Trockenfleisch, Melone und gefüllten Eiern und zur Hauptspeise verschiedenes Grillfleisch mit Rösti und zum Dessert Schoggicrème und Schlagrahm. Merci an Jochen und Liliane – die beiden weitgereisten wissen natürlich schon, was man in der Ferne am meisten vermisst!

Es wurde ein schöner und ruhiger Abend. Gesungen haben wir zwar nicht, aber schön wars trotzdem. Oder gerade deswegen, grins?

Leo bekam vom Christkind den innig gewünschten Nintendo, Lara ihren Ken und Bücher und Yelena Teenie-Heftchen und einen Gutschein für einen Shoppingtag! Erich und ich erhielten vom Gotti Fabienne übrigens coole T-shirts: Auf meinem steht „I bi e stouzi Bärnere“! bei Erich übrigens nicht, der ist immer noch Freiburger, grins! Tausend Mal Danke nach Hause!!! Das schönste Geschenk ist sowieso zu wissen, dass wir so gute Freunde haben die uns auch in der Ferne nicht vergessen!


25. Dezember: Goanikontes

Von Leo hören und sehen wir den ganzen Tag nichts. Zumindest bis der Akku seines Nintendos leer ist! Erst dann taucht er wieder bei uns auf ☺

Wir verbringen den ganzen Tag mit nichts tun! Ist das herrlich! Vor allem kurzweilig mit Beno. Er weiss viel von zu Hause zu erzählen und wir geniessen es sehr, mit ihm zu plaudern.

Am Nachmittag raffe ich mich dann irgendwann doch noch zusammen und wasche endlich wieder einmal die Bettwäsche. Es ist schon fast peinlich, in welchem Dreck wir liegen! Das Wasser ist so eine dunkelbraune Brühe. Zum Glück hat Fabienne eine Waschmaschine hier. Ich glaube, ich hätte sie eher weggeschmissen und neue gekauft anstatt mich an die Handwäsche zu wagen…

Am Abend schon das gewohnte Bild: Grillieren, sitzen und plaudern und die Kinder spielen stundenlang mit Moritz! Obschon er schon gross ist (16 Jahre alt) spielt er gerne mit den Minis und sie vergöttern ihn!


26. Dezember: Goanikontes

Eigentlich wollten wir ja heute weiter. Aber die Polizei hier in Namibia hat uns mehrmals verwarnt, dass wir gebüsst würden wegen der kaputten Frontscheibe. Zivilisation hat also auch Nachteile… Winni hat uns empfohlen, die Scheibe zu bestellen und mit der Bestätigung dann auf die Rundreise zu gehen. Wenn wir das Schreiben der Polizei vorweisen, sollten wir eigentlich nicht gebüsst werden. Nur – jetzt über die Feiertage ist es natürlich fast unmöglich, irgendwas zu erreichen.

Wir entscheiden also, noch ein wenig hier zu bleiben. Damit wir unserem Besuch dennoch etwas „bieten“ können, fuhren wir heute Morgen sehr früh nach Walvis Bay um eine Bootstour auf dem Meer zu unternehmen. Winni wollte sowieso schon lange mal eine mit Moritz machen und so passte das grad wunderbar.

Viel zu früh kamen wir in Walvis Bay an. Gegen 9 Uhr waren wir dann aber mit der Firma „Mola Mola“ und dem Skipper Rudi auf dem Meer. Die Tour war sehr schön, wir sahen zwar leider keine Wale dafür viele Vögel, vor allem die Pelikane waren unglaublich eindrücklich. Dann noch jede Menge Robben und von weitem auch einen Delphin. Auf Schiff gab es noch einen leckeren Imbiss, Leo ass zum ersten Mal in seinem Leben Austern! Die Mädels waren nicht so wild drauf ;-)

Gegen Mittag kamen wir wieder an Land – der Ausflug hat allen gut gefallen! Wir gingen noch schnell einkaufen und dann wieder zurück nach Goanikontes. Den Nachmittag verbrachten wir faul mit Lesen oder Schlafen (die Erwachsenen) oder im Pool mit Piratenspielen (ja genau, die Kinder, grins). Wieder ein gemütlicher Abend, diesmal jedoch noch unter Zugabe von Millionen von Raupen. Ganz schön lästig die Viecher!


27. Dezember: Goanikontes

Wir packten alles zusammen mit der Idee, unsere Rundreise jetzt Richtung Küste hoch zu starten. Aber wie eigentlich fast immer gabs wieder mal einen Planwechsel. Hier ist nämlich auch heute noch Feiertag und alle Läden sind geschlossen. Wir brauchen unbedingt Gas und auch noch die Bestätigung für die Frontscheibe. Beides geht nicht, wenn alles zu ist. Also packen wir trotzdem zusammen und fahren immerhin 500 Meter nach Weitzenberg. Winni ist schon früh nach Windhoek gefahren und wir wollen Moritz nicht den ganzen Tag alleine lassen. Obschon – er wäre sicher nicht verloren ohne uns. Fabienne meint aber, so wie sie ihren Sohn kenne, komme ihm vor lauter Langeweile sicher etwas Dummes in den Sinn. Mütter ;-)

Also verbringen wir den Tag mit spielen, Tagebuch nachführen und am Lastwagen werkeln. Die Batterie schwächelt ziemlich. Erich und Beno finden dann in Winnis unendlich grosser Garage Batteriewasser und wir hoffen jetzt einfach, dass das Problem damit behoben ist. Falls nicht, müssen wir wohl eine neue Batterie einbauen. Mal schauen.

Jetzt wollen wir dann los und auf einem nahegelegenen Aussichtspunkt den Sonnenuntergang bewundern gehen. Goanikontes liegt inmitten einer Felslandschaft, die hier auch Mondlandschaft genannt wird. So wie hier stellt man sich irgendwie den Mond vor. Viele Krater, tiefe Gräben, wild und unwirtlich aber halt auch extrem schön und interessant!